Anja und ihre Familie haben einen ganz besonderen Weg gewählt:
Sie haben sich für eine Adoption entschieden.
Ihre Tochter - und mittlerweile auch ihr Sohn - kamen in Südafrika zur Welt und haben in Österreich ihre Familie gefunden.
Ihre Reise ist geprägt von Mut, Geduld, Stärke, Hoffnung - und ganz viel LIEBE!
Anja erzählt uns ihre Geschichte in eigenen Worten:
"Ich muss ehrlich sein, das hier ist mittlerweile der 5. Versuch, meine Kinderwunschreise auf eine
A4 Seite zu bringen. Was schreibt man? Was schreibt man nicht? Wie bringe ich alles auf einen
Punkt? Aber ich versuche es… mein Name ist Anja, ich bin 42 Jahre alt und das ist also meine
Geschichte:
Kinderwunsch ist ein Thema, das meinen Mann und mich die letzten 11 Jahre intensiv begleitet
hat. Sicher hätten wir gerne ein leibliches Kind gehabt - aber nach 4 negativen IVF’s war das
Thema wirklich schnell für uns abgehakt. Wir wussten von Anfang an, dass es für uns auch einen
anderen Weg geben könnte: eine Adoption.
Aber keine Inlandsadoption - wir wollten ein dunkelhäutiges Kind adoptieren, aus verschiedenen Gründen.
Gleich zu Beginn unserer Partnerschaft, als wir das Thema Kinder besprochen hatten, war da
dieser Gedanke, aus dem Ausland zu adoptieren. Dieser Gedanke war uns also zu keinem
Zeitpunkt „fremd“, im Gegenteil.
Wir hatten alle Schritte unternommen, um auf die Vormerkliste für eine internationale Adoption
vom Land NÖ zu kommen (dafür braucht man so einiges: Psychologisches Gutachten,
Strafregisterauszug, Gesundheitsnachweise, Einkommensnachweise, Hausbesuche von
Sozialarbeiter*innen und einen Kurs, der 3 Wochenenden dauert). Man erzählt hier seine
Geschichte, legt sein Leben vor Fremden offen, muss sich mit seinem Partner wirklich intensiv
damit beschäftigen, was man sich zutraut und was nicht und vor allem ist es sehr viel Papierkram.
Hat man diesen ersten Schritt hinter sich, dann entscheidet man, aus welchem Land man
adoptieren möchte und für uns war von Anfang an klar: Es sollte Südafrika sein.
Um auf die Warteliste hierfür zu kommen, muss man wieder einen Kurs absolvieren, der einen speziell auf die
Adoption eines dunkelhäutigen und auch älteren Kindes vorbereitet. Denn anders als bei
Inlandsadoptionen, bei der man ja einen Säugling kurz nach der Geburt bekommt, bekommt man
in Südafrika ein Kind, das bis 3,9 Jahre alt sein kann und meist schon ein kleines Päckchen mit
sich bringt.
Wir wurden also als Bewerber auf die Liste für Südafrika aufgenommen und im Herbst 2019,
direkt an meinem Geburtstag, bekamen wir den langersehnten Anruf (zu diesem Zeitpunkt waren
wir bereits seit 3 Jahren im Adoptionsprozess), dass ein 1-jähriges Mädchen in Johannesburg auf
uns wartet. Unbeschreiblich… es war also endlich soweit, bald würden wir eine Familie sein. Die
letzten Papiere wurden vorbereitet und im Frühjahr 2020 sollte endlich der Gerichtstermin sein.
Aber dann kam Covid… und die Welt stand still. Erst als sich alles wieder halbwegs beruhigt
hatte, schob man uns noch für einen Gerichtstermin am 9. Dezember 2020 dazwischen und wir
mussten insgesamt 9 Wochen in Südafrika bleiben (aufgrund von Covid und einer Sommerpause
über Weihnachten in Südafrika). Aber wir nahmen es auf uns, denn wir wollten nach einem Jahr
des Wartens nur eines: Endlich bei unserer Tochter sein.
Die Anfangsphase war wirklich hart, für sie und für uns. Sie war mittlerweile über 2 Jahre alt und
ein eigenständiger kleiner Mensch, mit einem Leben vor uns. Wir mussten uns alle erst
kennenlernen. Es ist mit Sicherheit nicht so wie bei einem Neugeborenen, das man in den Arm
gelegt bekommt und man entwickelt sofort Muttergefühle. Man muss erst zusammenwachsen,
eine Bindung aufbauen, geduldig sein, Vertrauen entwickeln und noch vieles mehr. Aber es lohnt
sich. Nach mittlerweile 3 Jahren ist es so, als wäre es nie anders gewesen - sie ist einfach eine
unglaubliche Bereicherung für unser aller Leben.
Aber unsere Geschichte hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich ein Ende, denn wir warten
auf einen keinen Bruder. Auch er ist mittlerweile über 2 Jahre alt und die Wartezeit bzw. der Prozess
gestaltet sich auch beim 2. Mal nicht unbedingt einfacher. Ob man es glaubt oder nicht: Man
muss wirklich fast alles nochmal machen. Diesmal ist nicht Covid das Problem, sondern ein sehr
langsames Gericht in Johannesburg. Die Mühlen in Südafrika mahlen leider etwas langsamer als
in Österreich...
Wir 3 haben ziemlich schnell gemerkt, dass noch sehr viel Platz in unseren Herzen ist und dieser
gehört gefüllt. Darum haben wir uns entschlossen, noch jemanden in unser Leben zu holen - und
auch sein Päckchen werden wir gemeinsam tragen. Denn das ist es ja, was eine Familie
ausmacht.
Meine Familie ist nicht durch Blut definiert sondern durch Liebe!"
Anmerkung: Heute (Jänner 2024) ist Anjas Familie komplett. Kurz vor Weihnachten durften sie nach einigen Wochen in Südafrika ihr zweites Wunder mit nach Hause nehmen.
Danke für deine Offenheit, euer großes Herz und euren unbeschreiblichen Einsatz, diesen besonderen Weg zu gehen!